Es ist ein staubiges, schon leicht beschädigtes Schachbrett, das in einer Schublade unter meinem Bett seinen Platz gefunden hat. Es dürfte etwa 2010 gewesen sein, als ich es zum ersten gesehen habe. Zuvor hatte es mich nie gereizt, ein Brett voll ähnlich aussehender Figuren zu platzieren und über strategische Züge nachzudenken. Mich begeisterten vielmehr die Art von Spielen, die den Raum mit Lachen erfüllten und möglichst wenig Zeit in Anspruch nahmen. Wenn ich heute auf die braun-weiß karierte Fläche blicke, sehe ich wieder das helle Reihenhaus vor mir, in dem ich meinen „Herzens“-Opa, von Langeweile getrieben, um einem Zeitvertreib für den Nachmittag bat. Es war durch ihn, dass ich zum ersten Mal mit dem Schach in Berührung kam.
Im Jahr 2002 war mein leiblicher Großvater völlig unerwartet und früh verstorben. Somit war der neue Lebensgefährte meiner Oma die Person, die meinem Opa am nächsten kam. Mit meinen gerade einmal elf Jahren hatte ich nicht sonderlich viele Interessen mit ihm gemein. Einige Ausflüge in den Zoo oder abendliches Eisessen auf der Veranda fanden stets im Beisein meines Bruders oder seiner leiblichen Enkelkinder statt. Das Schachspielen war etwas, das zum ersten Mal nur mich allein mit ihm verband. Ich erinnere mich noch genau an jene Momente, in denen er mir mit vollkommener Ruhe die Funktion der Figuren erklärte und die Regeln des Spiels erläuterte.
Der Bauer, der sich langsam über das Feld bewegt und seine Züge im Schutz der anderen Figuren durchführt. Springer, die in mysteriösen L-Formen oft überraschende Angriffe ermöglichen. Die Türme, die majestätisch über die Linien gleiten und das Schlachtfeld dominieren. Läufer, die sich in Diagonalen bewegen und geschickt die Schwächen des Gegners ausnutzen. Die Dame, die als Königin des Spiels über das ganze Brett herrscht und mächtige Kombinationen ermöglicht. Und schließlich der König, die zentrale Figur, um die sich alles dreht, und dessen Sicherheit oberste Priorität hat.
Das Gesicht meines Opas strahlte eine beinahe kindliche Freude aus, wenn er sein Schachbrett hervorholte und uns für einige Stunden in eine andere Welt entführte. Das Zwirbeln seines gräulichen Schnauzbartes gehörte zu den routinierten Bewegungen, die mir insgeheim vermittelten, dass ich nicht den Hauch einer Chance gegen ihn hatte. Zu Beginn plagte mich schnell die Ernüchterung, wenn er es bereits das dritte Mal in Folge geschafft hatte, mich zu schlagen. Wie machst du das? fragte ich ihn oft verblüfft und zog mehrfach in Erwägung, mich anderen Aktivitäten zu widmen. Irgendwo in mir existierte ein kleiner Teil, der ihm diesen Triumph nicht gönnen wollte, und ich machte es mir zum Ziel, den „Schachmeister“ zu schlagen. Von etwa dreißig Schachpartien gewann ich gerade einmal zwei. Was mich womöglich demotivieren sollte, aus einem unerklärlichen Grund jedoch genau das Gegenteil bewirkte. Es war die Tatsache, dass er mir seine Zeit und Aufmerksamkeit schenkte, was mich innerlich antrieb, ihn bei jedem Besuch zu einer erneuten Revanche herauszufordern.
2021 verbrachte ich im Rahmen eines universitären Auslandsaufenthaltes einige Monate in der französischen Schweiz. Mein Opa war stets enthusiastisch, wenn es um meine Auslandserfahrungen ging. Er selbst hatte als gebürtiger Saarländer viel Zeit in Frankreich verbracht und schon in seiner frühen Kindheit die französische Sprache beherrscht. Bereits vor meiner Abreise hatte er mir einen abgenutzten Reiseführer in die Hand gedrückt und bat mich darum, ihn möglichst oft anzurufen, um von meinen Erlebnissen zu schildern. Die Zeit in der kleinen Zweizimmerwohnung am Genfer See gestaltete sich anders, als ich es mir ausgemalt hatte. Die Routine, die aus Babysitten, Einkaufen, Putzen und viel Einsamkeit bestand, hatte recht wenig mit dem Vertiefen meiner sprachlichen Fertigkeiten zu tun. Mit der Einführung des Begriffs échec fiel mir der Aufenthalt leichter. Schul- und Universitätsverpflichtungen sowie Freizeitbeschäftigungen war es geschuldet, dass ich dem Schachspiel mit der Zeit immer mehr den Rücken zugekehrt hatte. Dass mir nun, einige Jahre später, ausgerechnet das braun-weiß karierte Brett das einzige Kommunikationsmedium mit meiner Au-Pair-Familie bot, schien mir vorerst wie ein glücklicher Zufall.
Schach ist eine Art eigene Sprache. Sie bedeutet Planung, vorausschauen aber auch zurückschauen. Wenn ich also heute auf das alte Schachbrett starre, signalisiert es mir, dass auch im realen Leben Figuren geschlagen werden.
Lena
Des chansons françaises comme, par exemple, « Non, je ne regrette rien » d’Edith Piaf ou « Les Champs-Elysées » de Joe Dassin sont connues bien au-delà des frontières françaises : La popularité mondiale des chansons françaises – appartenant sans doute au patrimoine culturel de la France – montre qu’elles sont bien plus qu’un simple divertissement ! Dans le cadre de notre séminaire, nous sommes partis en quête de l’histoire et des caractéristiques des chansons françaises. Nous sommes également intéressés aux développement de ce genre jusqu’à nos jours tel qu’est est perceptive dans le rap et la musique électronique francophones.
Lesen Sie hier den Exkursionsbericht von Louisa Ewen und Kerstin Woll. Die Fotos steuerte Chiara Schmitt bei.